Websites für Zahnärzte – die Angst des Patienten vor dem Bohrer

Werwölfe, Vampire, Mumien, Frankensteins Monster, irre Kettensägenkiller, mutierte Giftschlangen: Hollywood & Co. bedienen die Lust an der Angst mit einer Vielzahl furchteinflößender Kreaturen und Sujets. Und selbst, wenn dem Zuschauer klar ist, dass es keinen Michael Myers gibt, der mit einem unterarmlangen Fleischermesser zu Halloween liebestolle Teenies niedermetzelt: Das Grauen schleicht sich dennoch ein – und so mancher fitnesscentergestählte Muskelmann schaut sich nach dem Genuss eines Horrorfilms auf dem Heimweg doch häufiger um als er es für gewöhnlich macht. Dieser Grusel ist jedoch kein Problem. Ganz im Gegenteil: Er wird sogar als angenehm empfunden, gezielt gesucht – und die zahlreichen Horrorfilm-Fans bezahlen an der Kinokasse oder beim Streamingdienst nicht wenig Geld dafür, sich mal so richtig erschrecken zu lassen.

Zahnarztangst ist dagegen eine Qual – sie wird nicht als wohltuender Nervenkitzel empfunden, sondern als Belastung, ja, sogar als Minderung der Lebensqualität. Im schlimmsten Fall führt diese Furcht sogar dazu, Zahnarztbesuche zu vermeiden – mit entsprechend negativen Konsequenzen für die Gesundheit. Und Zahnarztangst ist weit verbreitet. 44% der Menschen haben laut Statista Angst vor dem Zahnarztbesuch oder vor größeren Eingriffen. So ist es auch kein Wunder, dass viele Patienten ihren Zahnarzt nach Vertrauens- und Bauchgefühl-Kriterien aussuchen – und wiederbesuchen.

Für die Entwicklung der Website einer Zahnarztpraxis ergeben sich damit bestimmte Konsequenzen bezüglich des Inhalts und der Gestaltung. Vertrauensaufbau heißt die Devise. Zahnärzte, die es nicht schaffen, bereits in der Präferenzbildungsphase besonders in dieser Hinsicht zu punkten, haben bei den Patienten schlechte Karten. Und der Wettbewerb ist hart: Rund 30.000 Zahnarztpraxen kämpfen in Deutschland um die Gunst der Patienten. Die Website ist dabei ein wichtiger, erster Anlauf- und Informationspunkt für neue Patienten. Deshalb sollten insbesondere die Potenziale zum Aufbau von Vertrauen und Sympathie berücksichtigt werden. Dazu gehören unbedingt die persönliche Vorstellung des Zahnarztes, seiner Qualifikation, die Vorstellung des Mitarbeiterteams und, besonders wichtig, Patientenbewertungen auf der Website bzw. Verlinkungen zu Bewertungen bei unabhängigen Portalen. Bei der Vorstellung des Zahnarztes und des Teams darf es auch „menscheln“, denn je mehr ein Patient über die Personen weiß, die ihm da mit scharfen Haken, Kratzern, Kanülen und Bohrern im Mund herumwerkeln, umso eher gelingt ein Vertrauensaufbau. Also, gern ein Hobby benennen, zum Beispiel bevorzugte Literatur, Sportarten, Musikstile (all das natürlich nur dann, wenn es im besten Sinne „sozialverträglich“ ist) – oder auch die Verwurzelung des Zahnarztes in der Region. Ein Menüpunkt zur Philosophie der Zahnarztpraxis liefert dem Website-Besucher weitere Orientierung über das Selbstverständnis der Praxis, der Haltung, Werte und Nutzenversprechen.

Bei den Nutzenversprechen (ganz gleich, ob diese unter „Philosophie“ oder an anderer Stelle auf der Website benannt werden) sollte immer sogleich auch die Beweisführung für die Behauptung mitgeliefert werden. Wenn also „schmerzfreie Behandlung“ als Kompetenz, ausgelobt wird, dann sollten auch Hinweise auf den Einsatz von Narkose, Sedierung, Hypnose oder Betäubungsgel statt Spritze geliefert werden. Grundsätzlich gilt: Kein Versprechen ohne Beweis. Dass alle Angaben der Wahrheit und dem tatsächlich gelebten Praxisalltag entsprechen müssen, erwähnen wir an dieser Stelle nur der Vollständigkeit halber. Kernkompetenzen und / oder Spezialisierungen wie zum Beispiel die Behandlung von Kindern, Angstpatienten oder Zahnästhetik sollten ausführlich und aussagekräftig erläutert werden. Dabei sind alle Texte allgemeinverständlich zu formulieren; medizinischer Fachjargon ist hier fehl am Platze.

Ein weiterer Aspekt zur Steigerung es „Wohlfühlfaktors“ und des sicheren Gefühls, in der Zahnarztpraxis gut aufgehoben zu sein, ist die Darstellung der Service- und Komfortangebote der Praxis. Auszuloben wären zum Beispiel, so vorhanden: das Parkplatzangebot, kostenlose Einmalzahnbürsten, Online-Terminvereinbarung, Kopfhörer mit Musik während der Behandlung, telefonische Terminerinnerung, Playstation für die Kinder im Wartezimmer etc.

Der Mensch ist ein „Augentier“ – ein Fakt, der uns zu dem Punkt „Gestaltung der Website“ bringt. Bevor der Nutzer tief in die Inhalte einer Website einsteigt, „scannt“ er diese. Das heißt, er überfliegt sie – und entscheidet innerhalb von Sekunden, ob er verweilt – oder wieder abspringt. Es gilt also erst einmal, optisch zu überzeugen. Das beginnt mit einer sinnvollen Strukturierung der Seiten, ausgewogenem Text-Bild-Verhältnis, ansprechenden Bildern, aussagekräftigen Haupt- und Zwischenüberschriften, wohlgefälligem Layout – also einem insgesamt ansprechenden, sympathischen und unverwechselbaren „Look & Feel“ der Webseite mit eindeutiger Navigation sowie klarer Herausstellung der Kern- und Nebenkompetenzen. Bei den Fotos sollte nach Möglichkeit auf Fremdmaterial verzichtet werden – zeigen Sie das Interieur der Praxis authentisch – und schießen Sie die Fotos nicht selbst, sondern buchen Sie dafür einen Profi. Die Wohlfühlqualität der Location ist ein wichtiges Entscheidungskriterium für den Patienten – je professioneller die Fotos sind, umso besser wird dies auf der Website bedient. Ferner ist zu empfehlen, Hauptakteure möglichst oft und sympathisch in Behandlungssituationen zu zeigen, am besten lächelnd, konzentriert im Gespräch mit Patienten, beim Erklären oder in der Team-Besprechung. Wenn die Praxis über moderne, technische Einrichtungen wie zum Beispiel digitale Röntgengeräte oder zur Kariesbehandlung verfügt, sollte diese ausgelobt und im Bild dargestellt werden – aber nie Technik allein, sondern stets mit sympathischem Menschen in Anwendung.

Zu beachten ist auch die Lesbarkeit der Typographie, denn insbesondere die Kernzielgruppe der Älteren hat mit zu kleinen Schriftgrößen häufig Probleme (Stichwort „Barrierefreiheit“). Ganz wichtig: Auch wenn das Werberecht für Ärzte in den letzten Jahren immer weiter liberalisiert worden ist, so ist längst nicht alles erlaubt, was Gewerbebetrieben gestattet ist. Dies ist ein wahres Minenfeld – und der Rechts-Check, ob eventuell gegen aktuelle Werbeverbote mit der Praxiswebsite verstoßen wird, sehr empfehlenswert.