Gut schreiben oder „die Kniffe der Texter“

Text schreiben, die wirken. Das ist leichter gesagt als getan.

Zwar „fühlt“ man schnell, was ein wirkungsvoller Text ist – und was nicht. Aber woran es dann letztendlich liegt, dass der eine Text uns vom Hocker haut, während ein anderer uns kalt lässt – das ist nicht ganz leicht zu identifizieren. Am ehesten gelingt dies im Rahmen einer Textanalyse. Wenn man diese dann vornimmt, dann begegnen einem eine ganze Reihe rhetorischer Mittel, derer sich Texter bewusst oder unbewusst bedienen, um bestimmte Wirkungen zu erzielen und ihren Botschaften mehr Pep zu verleihen. Lassen Sie uns also an dieser Stelle ein wenig stöbern, welche rhetorischen Mittel dort unter anderem zum Zuge kommen …

Anastrophe

Darunter versteht man eine Umkehrung der gewöhnlichen, grammatikalischen Wortstellung. Absoluter King im Gebrauch dieses Stilmittel ist der Jedi-Meister Yoda aus Star Wars. Sein Markenzeichen sind Sätze wie dieser: „Viel zu lernen du noch hast“ statt „Du hast noch viel zu lernen.“ Kein Zweifel, das fällt auf und fräst sich in Gedächtnis! Aus der Werbung kennt man dagegen „Alete isst das Kind.“ statt „Das Kind isst Alete“ (Alete Babynahrung)

Parallelismus

Wenn zwei aufeinanderfolgende Sätze die gleiche Satzstruktur haben bzw. die Satzteile in der gleichen Reihenfolge angeordnet sind, dann handelt es sich um das Stilmittel des Parallelismus. Dem russischen Revolutionsführer Lenin verdanken wir in diesem Zusammenhang das berühmte Zitat „Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser.“ in welchen dieses Stilmittel angewendet wird. Aus der Werbung kommt dagegen „Morgens Aronal, abends Elmex.“ (Elmex Zahncreme)

Chiasmus

Dies ist ein Stilmittel, bei dem die Satzglieder spiegelbildlich bzw. kreuzweise-diagonal zueinander angeordnet sind. Der angestrebte Effekt ist die besondere Betonung von Gegensätzen oder die Akzentuierung bestimmter Aussagen, um diese als besonders relevant erscheinen zu lassen: „Sind sie zu stark, bist du zu schwach.“ (Fishermen‘s Friend)

Anapher

„Ich lösch die Flamm. Ich mit. Ich komme vom Norden her. Und ich vom Süden. Und ich vom Meer.“ In der Ballade „Die Brücke am Tay“ zeigt Theodor Fontane, wie wirkungsvoll die Anapher ist. Bei der Anapher werden ein oder mehrere Wörter am Anfang von aufeinanderfolgen Sätzen oder Satzteilen wiederholt. Das erzeugt Rhythmus und verstärkt die Aussage. Daher ist die Anapher u.a. auch ein klassisches Stilmittel für knackige Werbe-Slogans. „Carglas repariert. Carglas tauscht aus. “ (Carglas) oder „Gute Preise. Gute Besserung.“ (Ratiopharm)

Epipher

Hierbei werden ein oder mehrere Wörter am Ende aufeinanderfolgender Sätze bzw. Satzteile wiederholt und so der Fokus auf diese Begriffe gelenkt. Ende gut, alles gut ist eine typische Epipher aus dem allgemeinen Sprachgebrauch, aus der Werbung kommen dagegen „Einmal Wagner, immer Wagner.“ (Wagner Pizza) oder „Familie ist, wo Toffifee ist.“ (Toffifee).

Alliteration

Auch ein sehr beliebtes Stilmittel, um Botschaften nachhaltig in die Köpfe der Zielgruppe zu bugsieren: Der Stabreim, bei dem mindestens zwei aufeinanderfolgende Wörter mit demselben Buchstaben beginnen. Das muss man sich dann einfach merken. Gotthold Ephraim Lessing nutzte das Stilmittel in seinem Drama „Nathan der Weise“ zum Beispiel in dem berühmten und oft zitierten Satz „Kein Mensch muss müssen.“ Und Werbesprüche wie „Milch macht müde Männer munter“ (Werbung für Milch) oder „Lidl lohnt sich.“ (Lidl) sind nicht minder eindrucksvoll.

Klimax

Die Aneinanderreihung von Wörtern mit einer stufenweisen Steigerung nennt man Klimax. Das wohl berühmteste Zitat in diesem Zusammenhang stammt vom Julius Caesar „Veni, vidi, vici“ – „Ich kam, sah und siegte“. Eine werbliche Umsetzung der Klimax ist „Quadratisch. Praktisch. Gut“ (Ritter Sport Schokolade).

Antithese

Bei der Antithese werden in einem Satz Begriffe mit gegensätzlicher Bedeutung einander gegenübergestellt. Dadurch wird die Aussage verstärkt und plakativer. Schiller nutzte dies zum Beispiel in seinem Gedicht die Glocke „Der Wahn ist kurz, die Reu ist lang.“ Und ein schlauer Werber textete einst „Wohnst du noch oder lebst du schon?“ (Ikea).

Reim

„Zu Dionys, dem Tyrannen, schlich Damon, den Dolch im Gewande: Ihn schlugen die Häscher in Bande.“ Kein Zweifel, was sich reimt, das kann man sich einfach gut merken – und so ist es möglich, sogar 20-stophige Gedichte wie Schillers „Die Bürgschaft“ auswendig zu lernen – selbst wenn man nicht für Lyrik „brennt“. Diesen Effekt des Reimes macht sich die Werbung natürlich zu nutze. „Haribo macht Kinder froh“ (Haribo Lakritz) oder „Wenn einem also Gutes widerfährt, das ist schon einen Asbach Uralt wert.“ (Weinbrand Asbach Uralt) sind perfekte Beispiele dafür.